Circus Krone – Tierquälerei auf Tournee
PETA fordert Bürgermeister Stecher auf, die Platzvergabe für das skrupellose Zirkusunternehmen zurückziehenStand: 29. Juli 2011
Heide / Gerlingen, 29. Juli 2011 – Ab Montag gastiert der Münchner Circus Krone in Heide. Die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e. V. hat im Vorfeld Bürgermeister Ulf Stecher aufgefordert, diesem Zirkus keine Plattform in seiner Stadt zu geben. PETA weist darauf hin, dass immer mehr Städte den Tierschutzgedanken auf kommunaler Ebene umsetzen und Wildtiere im Zirkus auf städtischen Flächen verbieten. Denn hinter den glitzernden Zirkuskulissen ist das Leid der Tiere grenzenlos und bei Circus Krone sogar behördlich dokumentiert. Nach einer Strafanzeige von PETA und einer Gegenanzeige von Circus Krone hat die Staatsanwaltschaft München I im Oktober 2010 festgestellt „[…] dass bei einem Teil der Tiere des Circus Krone tatsächlich deutliche Haltungsmängel sowie Verhaltensstörungen vorlagen, die gutachterlicherseits als erhebliche Leiden im Sinne von § 17 Nr. 2b Tierschutzgesetz eingestuft wurden. Insbesondere wurden bei den Elefanten Verhaltensstörungen in Form von Bewegungsstereotypien beobachtet“.PETAs Kampagnenleiter und Wildtier-Experte Peter Höffken sagt: „Elefanten und andere Wildtiere im Zirkus mitzuführen ist Tierquälerei. Auch bei den Krone-Elefanten führten die Zirkusbedingungen zu schmerzhafter Arthritis, zu steifen Gelenken, zu eitrigen Abszessen und zu schweren Verhaltensauffälligkeiten. Alle Elefanten bei Krone sind in freier Wildbahn gefangen und weben stereotyp. Das heißt, sie werfen ihre Körper monoton hin und her. Sie sind wohl durch die Kettenhaltung verrückt und körperlich krank geworden. Das bestätigen im Grundsatz unabhängige Gutachter.“ Sogar Rocklegende Udo Lindenberg forderte Krone-Direktorin Sembach-Krone in einem persönlichen Schreiben bereits 2009 auf, die kranken Elefanten endlich in „Rente“ zu schicken.
2011 scheiterte Circus Krone in der Berufungsinstanz mit dem Ansinnen, die Veröffentlichung von teils mit versteckter Kamera gedrehten Videoaufnahmen der Tierhaltung des Zirkus verbieten zu lassen. Undercover-Aufnahmen der Tierrechtsorganisation PETA von 2008 belegten, dass ein Großteil der Tiere sowohl im Münchner Winterquartier als auch während der vergangenen Zirkustourneen unterhalb der tierschutzrechtlichen Mindestanforderungen gehalten wurde. Erst nach massivem Druck von der zuständigen Münchner Behörde verbesserte der Zirkus die Tierhaltung und muss sich nun an gut 100 Auflagen halten. Der Zirkus steht zudem unter strenger Beobachtung der städtischen Amtstierärzte. Weitere Urteile: Im Februar 2009 wurde Frau Sembach-Krone wegen Tierquälerei vom Amtsgericht Darmstadt rechtskräftig verurteilt – Grund war die nicht art- und tiergerechte Elefanten- und Pferdehaltung. Im April 2009 bezeichnete ein Richter des Amtsgerichts Hagen einen Dressurakt, bei dem eine Elefantenkuh auf dem Kopf stand, als „völlig abartig“. Doch das Leiden geht weiter, da es systembedingt ist. Ständig auf Reisen, ein Leben auf Transportern und unter einem Plastikzelt. Diese Entbehrungen führen bei den Tieren zwangsläufig zu Verhaltensauffälligkeiten, Krankheit und frühzeitigem Tod.
Sogar die Bundestierärztekammer spricht sich mittlerweile für ein Wildtierverbot im reisenden Zirkus aus; ebenso die Mehrheit der Bevölkerung in der BRD. Nach einer repräsentativen Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung finden zwei Drittel der Befragten Wildtiere im Zirkus nicht mehr zeitgemäß. 2003 hat der Bundesrat in einem Entschließungsantrag ein grundsätzliches Verbot von Wildtieren im Zirkus gefordert. Die Bundesregierung hat die Entschließung bis heute nicht umgesetzt – im Gegensatz zu 13 europäischen Ländern, die bereits Verbote oder drastische Einschränkungen bezüglich der im Zirkus genehmigten Tierarten erlassen haben. Immer mehr Prominente sprechen sich für ein Verbot aus, darunter auch Schauspielerin Cosma Shiva Hagen, Bill und Tom von Tokio Hotel und Comedian Hella von Sinnen.